Besetztes Haus in Köln geräumt

Wohnungsbaugenossenschaft sagt zwei Wohnungen plus X für Wohnungslose zu

Das Ziel der Besetzung, so viele leerstehende Häuser in Köln Ossendorf wie möglich für Wohnungslose zu öffnen , haben wir nicht erreicht. Trotzdem hat sich die Aktion gelohnt. Werner Nußbaum, Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft „Die Ehrenfelder“, bot an, mindestens zwei Wohnungen an wohnungslose Familien zu vermieten. Die konkrete Umsetzung wird in der kommenden Woche bei einem Gespräch mit Vertreter_innen von „Wohnraum für alle“ festgelegt. So lautete die Zusage, unter der die Besetzer_innen bereit waren, das Haus zu räumen. Wir freuen uns, dass damit den beteiligten Familien aus Südosteuropa, denen sonst der Zugang zum Wohnungsmarkt aufgrund ihrer Herkunft meist verwehrt wird, bald ein normales Zuhause haben werden. Dieser kleine Erfolg macht uns Mut, auch weiterhin Wohnraum für Alle zu fordern.

Das besetzte Gebäude in der Rochusstraße wird voraussichtlich bis 2015 leerstehen und soll durch einen modernen Neubau ersetzt werden. Dies ist kein Einzelfall. Trotz Wohnungsnot, stehen in Köln zur Zeit hunderte von Wohnungen leer, die im Vorfeld von Sanierungsmaßnahmen entmietet werden. Wir hätten uns natürlich gewünscht, dass wir gemeinsam mit den Mieter_innen der Genossenschaft und den Nachbar_innen des leerstehenden Blocks gemeinsam eine solidarische Zwischennutzung finden. Dazu sollte am Montagabend eine öffentliche Veranstaltung in den besetzten Räumen stattfinden, bei der die Mieter_innen der Genossenschaft die Wohnungslosen und ihre Situation kennenlernen sollten. Dies lehnten Vorstand und Mieterrat der Genossenschaft kategorisch ab. So wurde eine Chance vertan, unter Einbeziehung aller zu einem Ergebnis zu kommen, dass der gängigen Ausgrenzung entgegenwirkt. Dabei hatten viele Nachbar_innen während der Besetzung ihre Zustimmung bekundet. Das lässt hoffen.

Wohnraum für Alle!

Leerstehende Gebäude in der Rochusstraße besetzt Aktivist-innen fordern Wohnraum für Alle

Rund fünfzig Aktivist-innen haben heute Morgen leerstehende Gebäude in der Rochusstraße in Bickendorf und fordern bezahlbare Wohnungen zu erhalten und den Leerstand nutzen.IMAG0601

„Wir mussten diese Wohnungen besetzen und zumindest zwischenzeitlich nutzbar für Menschen machen, die sonst keine andere Bleibe haben und in Parks schlafen oder U-Bahnen schlafen“, meint Luka Camper. Während am Rhein Luxusappartements entstehen, schlagen Obdachlose auf den Rheinwiesen ihre Zelte auf und werden von der Stadt für diese „Ordnungswidrigkeit“ auch noch zur Kasse gebeten. Unter den Wohnungslosen in Köln sind immer mehr Einwander-innen aus Südosteuropa. Statt sie hier willkommen zu heißen, machen auch Kölner Politiker bei jeder sich bietenden Gelegenheit Stimmung gegen sie. Tatsächlich kämpfen überall in Europa Menschen um ihre Existenz: gegen Hungerlöhne, Zwangsräumungen oder die Privatisierung öffentlichen Eigentums. Auch hierzulande ist Solidarität gefragt, gegen Rassismus, gegen Ausbeutung und Ausgrenzung. „Wir können da nicht tatenlos zusehen, wir haben keine andere Wahl“, sagt Luka Camper.

Es sind nicht die einzigen Wohnungen, die in der Rochusstraße seit längerer Zeit leer stehen. Sie sollen nächstes Jahr abgerissen werden, um neuer Bebauung Platz zu machen. Kann es sich eine Gesellschaft heutzutage leisten, günstigen Wohnraum einfach zu vernichten, auch wenn er in die Jahre gekommen ist? Nur weil er nicht mehr zeitgemäß ist. Ist es nicht geradezu unverzichtbar, derartige Nischen von billigem Wohnraum zu erhalten, da sonst sowieso nur schicker Wohnraum für „bessere Schichten“ von privaten Investor*innen geschaffen wird. Deshalb ist es notwendig, dass der soziale Wohnungsbau wieder angekurbelt wird, denn es herrscht hier akute Wohnungsnot. „Wir sind nicht gegen „bessere“ Wohnungen und schon gar nicht dafür, dass die Ärmsten immer in den schlechtesten Wohnungen wohnen müssen, aber sie müssen bezahlbar bleiben“, meint Camper.

„Es ist ein Skandal, dass leerstehende Gebäude leer stehen zu lassen, ohne dass eine konkrete Planung vorhanden ist und fordern deshalb zumindest eine Zwischennutzung für Wohnungslose.

 

Kollektive Gegenwehr tut Not! Wohnraum für Alle!

 

Kontakt: Netzwerk „Wohnraum für alle“ Luka Camper 0157-87 96 24 48 wohnraum@inventati.org

 

www. wohnraumfueralle.noblogs.org/

 

Kalle: „Das war erst der Anfang“

Am Mittwoch, 16. April wurde Kalle Gerigk aus seiner Wohnung im Kölner Agnesviertel zwangsgeräumt.

Das war nur unter Einsatz von mehreren Hundertschaften Polizei möglich. Wir sind empört über das gewaltsame Vorgehen der Polizei. Einmal mehr hat sich gezeigt, dass die politisch Verantwortlichen, die Justiz und die Staatsgewalt nicht das Recht auf Wohnen an erste Stelle stellen, sondern das „Recht“ mit Wohnungen Profit zu machen, zum obersten Gebot haben. Eine Wohnung ist aber ein Grundbedürfnis jedes Menschen. Wohnen darf keine Ware sein, darf nicht den Profitinteressen von Banken und Spekulanten geopfert werden.

Die Wohnung von Kalle konnten wir leider nicht erneut verteidigen. Die Lehre aus diesem Kampf lautet dennoch: Widerstand ist richtig und wichtig. Widerstand lohnt sich, bewegt etwas.

Was wurde erreicht? Zunächst wurde durch diesen Kampf Öffentlichkeit für das Problem der Verdrängung hergestellt, in Köln und bundesweit und in einem Ausmaß, das wir selber so nicht erwartet hatten. Der ganz alltägliche Skandal der Vertreibung von MieterInnen aus ihrer Wohnung, der bis dato reibung- und lautlos in dieser und anderen Städten vor sich ging, wurde unüberhörbar und öffentlich angeprangert.

Wir wissen natürlich, dass die Beteuerungen seitens der etablierten Parteien, jetzt zu handeln, hauptsächlich Gerede, die beschlossenen Maßnahmen nur Kosmetik sind. Wir sind uns bewusst, dass wir im Kampf um bezahlbaren Wohnraum und zur Verhinderung kommender Zwangsräumungen noch viel mehr Menschen mobilisieren müssen. Genau das ist unser Ansatzpunkt: Den Widerstand aufbauen, stärken, vernetzen. Auch in dieser Hinsicht wurde bereits etwas erreicht.

Noch während wir den Kampf um Kalles Wohnung führten, kamen weitere, in unterschiedlicher Weise Betroffene zu Recht auf Stadt: MieterInnen von Häusern die durch Abriss, Luxussanierung oder Eigentümerwechsel von Verdrängung bedroht sind. Auch die nochmal schwierigere Situation von vielen MigrantInnen und Obdachlosen, eine Wohnung zu finden, sind ein Thema von Recht auf Stadt.

Aktuell stehen wir auch in Verbindung mit MieterInnen der GAG-Siedlung in Zollstock, die sich gegen Luxussanierung und anschließende Mietsteigerung von bis zu 60 Prozent organisieren.

Der Kampf gegen Kalles Zwangsräumung hat also bereits Betroffene ermutigt, sich zu wehren. Die Initiative Recht auf Stadt versteht deshalb den Kampf um Kalles Wohnung nicht als ein Ende, sondern als Beginn einer neuen Bewegung von MieterInnen und Mietern. Und einer Bewegung von allen, die nicht tatenlos zusehen wollen, wie die Wohnungen aber auch die öffentlichen Räume und Plätze der Stadt uns weggenommen werden, um sie der Kapitalverwertung zu opfern.

 

An dieser Stelle möchten wir uns, auch im Namen von Kalle, bei allen bedanken, die den Kampf um seine Wohnung unterstützt haben: bei den Nachbarinnen und Nachbarn, bei allen, die öffentlich ihre Solidarität mit Kalle bekundet haben, bei allen, die informiert, mobilisiert, an den Blockaden teilgenommen oder auf anderem Wege geholfen haben.

An dieser Stelle auch die Bitte, Kalle jetzt bei der Suche nach einer neuen Wohnung zu unterstützen. (wohnung-fuer-kalle@gmx.de).

Wir rufen auf, über diesen Kampf hinaus aktiv zu werden. Kommt zu den nächsten Treffen von Recht auf Stadt. Lasst uns viele, viele werden. Solidarität macht stark!

Aktionswochenende 17.-19.1.14

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Aktionswochenende 17. bis 19. Januar 2014 in Köln

Hier in Köln eine preiswerte Wohnung zu finden, ist fast so aussichtslos wie ein Lottogewinn. Die Mieten explodieren und haben die 10 Euro-Marke inzwischen weit hinter sich gelassen. Häuser werden entmietet, um sie nach der Sanierung zu horrenden Preisen neu zu vermieten. Es gibt Leute, die kaufen Wohnungen und werfen die alten Mieter-innen bei Bedarf eiskalt raus, denn „Eigentum hat Vorfahrt“. Immer mehr Menschen müssen an den Stadtrand ziehen. Gleichzeitig steigt die Zahl der Wohnungslosen, die auf der Straße oder unter menschenunwürdigen Bedingungen in Heimen, sogenannten Hotels oder Abbruchhäusern leben. Besonders Migrant-innen haben auf dem Wohnungsmarkt ohnehin kaum Chancen und sind der Willkür von Miethaien ausgesetzt.

Politiker schüren bei jeder sich bietenden Gelegenheit Angst vor den Armen. Sie meinen damit nicht nur, aber vor allem Menschen aus Südosteuropa. Dabei ist die steigende Armut in Europa gewollt: Sie ist eine unmittelbare Folge der europäischen Krisenpolitik, einer systematischen Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums von Unten nach Oben. Ein Meilenstein hierzulande war die Privatisierung öffentlicher Wohnungsbaugesellschaften. Ihre Bestände wurden verkauft und der soziale Wohnungsbau auf Null zurückgefahren. Gleichzeitig entstanden immer mehr Luxuswohnungen und Bürogebäude, von denen viele leer stehen.

Was tun?
Organisierte Selbsthilfe tut Not. In vielen Städten Europas kämpfen die Menschen bereits für das Recht auf Stadt. In Rom hält seit April 2012 eine Gruppe Wohnungssuchender zwanzig Häuser besetzt und verschaffte damit vielen Menschen ein Dach über dem Kopf. In Barcelona besetzte ein bunt gemischter Zusammenschluss von Zwangsgeräumten Anfang April 2013 unter dem Motto „Recht auf Wohnraum“ vierzig Wohnungen, die der Bank Caixa Penedès gehörten und seit ihrer Fertigstellung leer standen. In Berlin verschaffte sich die Mietergemeinschaft Kotti & Co mit einer Platzbesetzung bundesweit Gehör. Überall auf der Welt setzen sich Menschen gegen ihre Verdrängung zur Wehr.

So jetzt auch in Köln. In Köln-Stammheim wurde kürzlich eine Siedlungs-Baracke besetzt, deren Abriss mit Unterstützung der Nachbarschaft verhindert werden konnte. Gemeinsam mit Nachbar-innen unterstützen wir Kalle, der im Agnesviertel von Zwangsräumung bedroht ist: „Alle für Kalle“ heißt die Parole der geplanten Blockade, mit der wir dem Gerichtsvollzieher entgegentreten werden. Und das sind nur einzelne Beispiele für das, was möglich ist, wenn wir uns zusammentun.

Kollektive Gegenwehr tut Not! Beteiligt euch am Aktionswochenende vom 17. bis 19. Januar 2014. Achtet auf Ankündigungen und werdet selbst aktiv.

 

PROGRAMM  2.Version (Update Freitag 23:00 Uhr)

„Wohnraum für alle“
Freitag, 17. Januar 2014, 19 Uhr
Naturfreundehaus Kalk, Kapellenstr. 9b, Köln
Auftakt-Veranstaltung mit Wort, Musik und Theater u.a. mit Klaus dem Geiger

Solidarität mit den TextilarbeiterInnen in Kambodscha!
Samstag, 18. Januar 2014, 11 Uhr
H&M-Filiale, Schildergasse 98, Köln

Alle für KalleKundgebung
Samstag, 18. Januar 2014, 13 Uhr
S-Bahn Halt Holweide (S11 Richtung Bergisch Gladbach).

Recht auf Stadt
Samstag, 18. Januar 2014, 15 Uhr
Naturfreundehaus Kalk, Kapellenstr. 9b, Köln
Diskussionsveranstaltung mit Aktivist-innen von Wohnraum-für-alle und Recht auf Stadt
– Berichte zur Situation bulgarischer Tagelöhner-innen in Köln
– Fakten zur vermeintlichen “Armutseinwanderung”
– Gentrifizierung in Köln/ Aufwertungspläne der Stadt Köln
– Alle für Kalle / Zwangsräumung verhindern! / Widerstand im Agnesviertel
– Pfälzer Str. / Abrisspläne in der Südstadt / Mieter-innen organisieren Widerstand
im Anschluss: ”Mietenstopp”, Dokumentarfilm über derzeitige Mietkämpfe in Berlin.

Cafe Europa
Sonntag, 19. Januar 2014, 15 Uhr
Allerweltshaus, Körnerstr. 77, Köln
Workshop: Soziale Kämpfe gegen die EU-Troika in Südosteuropa mit Detlef Hartmann und John Malamatinas

Plakat
Aufruf