Gutachter bestreitet Baufälligkeit

Innenstadt. Antonella Montag zieht es jeden Tag zu dem Haus am Kartäuserwall, in dem sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter 28 Jahre lang gelebt hat. „Mein Herz hängt an diesem Haus“, sagt die 54-Jährige. Am 27. August stand der Gerichtsvollzieher vor der Tür, und die Familie musste ihr Zuhause räumen. Eine Woche hatte sie Zeit, um alles zu regeln und zu packen. Seit Anfang September halten Aktivisten das zweistöckige Gebäude in der Südstadt besetzt – aus Protest gegen den Abriss des angeblich baufälligen Hauses.

Am Montagmorgen war eine Gruppe von Besetzern und Nachbarn beim Bauaufsichtsamt in Deutz. Auch das Ehepaar Montag war dabei. „Bei dem Gespräch ging es um die Rechtmäßigkeit des Bauvorhabens. Es gibt Zweifel, ob überhaupt eine Baugenehmigung hätte erteilt werden dürfen“, sagt einer der Aktivisten.

Architekt: Pläne nicht genehmigungsfähig

In einem Schreiben eines Kölner Architekten, das die Aktivisten in das Gespräch mit dem Bauaufsichtsamt einbrachten, heißt es: „Das Gebäude ist weder baufällig noch hat es Schäden, die nicht mit geringem Aufwand zu beseitigen wären.“ Der geplante Neubau – zwei Mini-Stadt-Häuser – sei nicht genehmigungsfähig, da der notwendige Abstand zu den angrenzenden Grundstücken nicht eingehalten werde. Das, so der Gutachter, sei auch brandschutztechnisch bedenklich. Manfred Amrehn vom Bauaufsichtsamt teilte mit, dass der Bauherr nicht mit dem Neubau beginnen werde, solange nicht alle Fragen geklärt seien. Der Eigentümer des Hauses, ein Unternehmen aus dem Sauerland, wollte sich nicht äußern. Der Anwalt der Firma, Norbert Monschau, teilte mit: „Meine Mandantin wird sich nicht politisch instrumentalisieren lassen.“ Fakt sei, dass die Baugesellschaft mit einem Neubau mehr Wohnraum schaffen würde, da sich die Wohnfläche von 140 auf 301 Quadratmeter erhöhen würde.

„Das ist keine Luxussanierung. Wir haben der Familie sämtliche Brücken gebaut, sie haben alles ausgeschlagen.“ So habe man den Mietern angeboten, über einen Zeitraum von zehn Jahren zu den alten Konditionen (720 Euro warm) eine Wohnung in dem Neubau beziehen zu können. „Das haben sie aber abgelehnt.“

Der Eigentümer hat Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch gestellt. „Wir werden das nicht länger dulden“, sagte Monschau. Ein Gespräch mit dem Anwalt der Aktivisten soll es noch geben, dann werde man das Gebäude räumen lassen.

Baugenehmigung wird geprüpft

Köln, 14. September 2015, 11 Uhr

Pressemitteilung zum Kartäuserwall 14

Baugenehmigung wird geprüpft

Heute morgen um 8 Uhr besuchten Nachbar*innen, Anwohner*innen und Besetzer*innen des Kartäuserwall 14 das Bauaufsichtsamt in Köln-Deutz. Gegenstand des Gesprächs war die Rechtmäßigkeit des gesamten Bauvorhabens des Gewerbepark Hüsten GmbH. Es gibt berechtigte Zweifel, seitens der Betroffenen, dass die Baugenehmigung überhaupt hätte erteilt werden dürfen. Laut eines Kurzgutachtens des Architekten Konrad Müller „werden die Abstandsflächen nach Paragraph 6 BauO NRW schon jetzt nicht eingehalten, was nach dem geplanten Neubau noch viel ärger ausfiele“. Daher verstößt die Planung gegen Brandschutzbestimmungen. Ebenso würde für den hinteren Bereich dadurch ein 5×10 Meter Lichtschacht entstehen, welche eine Verschattung des kompletten rückwärtigen Bereichs für sämtliche Anwohner*innen zur Folge hätte.
Leider war die Leiterin des Bauamtes nicht vor Ort, somit fand das Gespräch mit dem kommissarischen Leiter Manfred Amrehn statt. Es wurde den Betroffenen seitens des Bauaufsichtsamtes zugesagt den gesamten Vorgang noch einmal zu überprüfen und sich morgen mit den Betroffenen, inklusive eines sachverständigen Architekten zu treffen.

aus dem Kartäuserwall

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FILMVERANSTALTUNG DES JUGENDCLUB COURAGE IM BESETZTEN HAUS KARTÄUSERWALL 14

Liebe Freundinnen und Freunde –

Am kommenden Dienstag, den 15. September (21 Uhr) zeigt der Jugendclub
Courage

im besetzten Haus Kartäuserwall 15 den Film

Geschenkt wurde uns nichts – Portrait einer italienischen Partisanin

Persönlich, humorvoll und ohne Heldenkitsch berichtet der Film über die
Beteiligung italienischer Frauen am Partisanenkampf – ein in
Deutschland nahezu unbekanntes Kapitel.

Der 8. September 1943 wird in Italien als Beginn des Widerstands gegen
die deutsche Besatzung gefeiert – der Tag, an dem Frauen und Männer „in
die Berge“ gingen, um gegen die deutschen Truppen zu kämpfen. Eine
dieser Partisan*innen war Annita Malavasi. Sie war eine der vielen
Frauen, die kämpfte, andere Partisanen durch die Berge führte und
Spionagetätigkeiten ausübte.

Annita Malavasi war 22 Jahre alt, als deutsche Truppen 1943 das bis
dato verbündete Italien besetzten. Als Partisanin „Laila“ überbrachte
sie Informationen, transportierte Waffen, bewegte sich mit und zwischen
den kämpfenden Einheiten und nahm selbst an Gefechten teil. Über ein
Jahr war sie in den Bergen des Apennin und kämpfte gegen die deutschen
Besatzer, gleichzeitig musste sie sich gegenüber den Männern in den
Bergdörfern behaupten. Gegen Kriegsende gehörte Laila zu den wenigen
weiblichen Kommandierenden im italienischen Widerstand.

Der Film erzählt die Geschichte einer lebenslangen Emanzipation, die
mit dem Befreiungskampf gegen den Faschismus begann. Laila und zwei
ihrer Genossinnen, Gina „Sonia“ Moncigoli und Pierina „Iva“ Bonilauri,
berichten von ihrer Zeit in der Resistenza und ihrer Bedeutung für sie
und viele andere Frauen.

Info und Trailer:
www.makeshiftmovies.info/de/filme/geschenkt-wurde-uns-nichts

Geschenkt wurde uns nichts – Portrait einer italienischen Partisanin

Di, 15. September, 21 Uhr // Besetztes Haus, Kartäuserwall 14 // Köln

Montag 8 Uhr Rathaus. Kein Abriss der K14

Die Abrissgenehmigung muss vom Tisch!
Anwohner*innen und Besetzer*innen des Hauses Kartäuserwall 14 sind empört. Die Bauaufsicht der Stadt Köln hat im März 2013 den Abriss und Neubau des Wohn- und Geschäftshauses in der Kölner Südstadt unter Vorspiegelungen falscher Tatsachen bewilligt. Die Behörde hat die Genehmigung nämlich nur auf Grundlage des Antrags des Eigentümers erteilt. Darin ist ausschließlich von einer Gaststätte und einer Pächterwohnung die Rede. Bei einer Ortsbesichtigung hätte der Verwaltung auffallen müssen, dass das Gebäude in einem sehr guten Zustand ist und außerdem eine dreiköpfige Familie darin wohnt. Den entsprechenden Einspruch der Mieter ließ das Amt sechs Monate lang unbearbeitet liegen und teilte deren Anwalt schließlich lapidar mit, dass die Entscheidung für den Abriss völlig korrekt gewesen sei.
Auch bei der Erteilung der Baugenehmigung hat es die Stadt nicht so genau genommen. „Der geplante vierstöckige Neubau ist selbst bei Zustimmung der Nachbarn nicht genehmigungsfähig“, stellt der Kölner Architekt Konrad R. Müller fest. Die Abstandsflächen würden jetzt schon nicht eingehalten und durch den Neubau noch geringer. Der Architekt bezeichnet den baulichen Zustand des Gebäudes als gut und solide. Die vom Eigentümer ins Feld geführten Sanierungskosten hält Müller für völlig überzogen. Das heißt, auch das spätere Urteil des Kölner Landgerichts ist eine glatte Fehlentscheidung. Ausbaden müssen das die langjährigen Mieter, deren Vertreibung mit dem fadenscheinigen Argument begründet wurde, das Haus könnte nicht wirtschaftlich genutzt werden. Eins ist dabei völlig klar: Sowohl die Stadt Köln als auch die Justiz haben ausschließlich im Interesse des Eigentümers gehandelt, der mit seiner Immobilie möglichst viel Geld verdienen will.
Wir fordern von der Stadt Köln, die Abrissgenehmigung muss vom Tisch! Noch ist es nicht zu spät, die Kette offensichtlicher Fehlentscheidungen durch Stadt und Justiz zu korrigieren.
Der Besetzer*innenrat Kartäuserwall 14, 11. September 2015
Info- und Pressehandy: 01575-2085873
twitter.com/wohnenfueralle
wohnraumfueralle.noblogs.org

Programm

*Sa, 14 Uhr*: Tanzen gegen TTIP auf dem Clodwigplatz

Das Kölner Bündnis gegen TTIP lädt am Samstag Nachmittag zu einer Tanz-Demo.
Start ist am Clodwigplatz, wo es auch von Seiten dier Besetzer_innen der der Kat
14 eine Solidaritätsbekundung gegen eine Politik der einseitigen Bevorzugung von
Kapitalinteressen auf Kosten sozialer Standards.

Im Anschluss zieht die Demo durch die Kölner Innenstadt.

*Sa, 19 Uhr*: offenes Plenum im Kartäuserwall 14

*So, 15 Uhr*: Stadtteilspaziergang gegen die Vernichtung von günstigem Wohnraum
in der Südstadt – Eine Geschichte der Hausbesetzungen im Kölner Süden

Wir treffen uns am Sonntag um 15 Uhr am Kartäuserwall 14, um uns über vergangene
und aktuelle Mieterproteste auszutauschen.

Kommt zahlreich und erzählt von euren Erfahrungen beim Rundgang!

WIR SAGEN NEIN YUR VERDRAENGUNG DER BEWOHNER_INNEN AUS ZENTRALEN LAGEN!

*So, 19 Uhr*: offenes Plenum im Kartäuserwall 14

Solidaritäts-Erklärungen

Kat 18 eV.
Kartäuserwall 18 Selbsthilfeprojekt

Solidarität mit dem Kartäuserwall 14

Wir BewohnerInnen des Wohnprojektes Kartäuserwall 18 e.V. solidarisieren uns mit
der Besetyung des Kartäuserwall 14 und werden die BesetzerInnen und ihrer Aktion
weiterhin unterstützen.

Wir sind gegen die Verdrängung und den Austausch der alteingesässenen
Bewohnerschaft (Gentrifizierung) aus unserem Viertel und gegen den Abriss von
intaktem Wohnraum zugunsten teurer Luxus-Neubauten.

Solche Entwicklungen führen dazu, dass die Mietpreisspirale ins Unermässliche
steigt. Zusätzlich fallen Sozialwohnungen kontinuierlich weg, wie z.B. bald im
Stollwerck und Kartäuserwall 18, wodurch sich viele der jetyigen BewohnerInnen
die Mieten in unserem Viertel nicht mehr leisten können.

Keine weiteren Zwangsräumungen mehr!
Die Häuser denen die drin wohnen!

Leo. Linke Erwerbslosenorganisation Köln

Liebe MitstreiterInnen und Mitstreiter für eine gute Sache

Die Linke Linke Erwerbslosenorganisation (L.E.O.) erklärt sich solidarisch mit
eurer Besetyung des Hauses Kartäuserwall 14.

Die Vernichtung von bezahlbaren Wohnraum und die Verdrängung alteingesessener
Mieterinnen und Mieter in die Ghettos am Rande der Stadt, trifft besonders
einkommensschwache Schichten der Bevölkerung; darunter viele Erwerbslose.

Hier ist Widerstand angesagt!

Wir sagen deshalb mit euch:

NEIN zum Abriss von günstigem Wohnraum zugunsten von Luxus-Neubauten!
NEIN zur weiteren Verdrängung!

Köln, 9.9.2015

mit solidarischen Grüßen

Manfred Müller

DIE LINKE.Köln

8. September 2015

Die Ortsverbände Innenstadt/Rodenkirchen und Lindenthal der LINKEN erklären sich
solidarisch mit den Besetzerinnen und Besetzern des Hauses Kartäuserwall 14.

Die Vernichtung preiswerten Wohnraums aus nacktem Profitinteresse ist nicht im
Sinne einer sozialorientierten Stadtentwicklung.

NEIN zum Abriss von günstigem Wohnraum zugunsten von Luxus-Neubauten!
NEIN zur Verdrängung der Bewohnerinnen und Bewohnern der Innenstadt!

Montag, 7. September 2015

Liebe Leute,

konnte bisher nicht, bin wahnsinnig dicht und eigentlich völlig überfordert mit
viel zu viel Driss.
Eure Aktion finde ich super.
Wenn ich helfen kann, meldet euch.
Bin an eurer Seite.

Herzlich, Hans Mörtter, Lutherkirche-Südstadt

Abrissgenehmigung für das besetzte Haus rechtswidrig

Köln, 9.September 2015 15:30 Uhr

Pressemitteilung des Besetzer*innenrates im Kartäuserwall 14

Abrissgenehmigung für das besetzte Haus Kartäusewall 14 rechtswidrig

In der Öffentlichkeit ist der Eindruck entstanden, dass das besetzte Haus in der Südstadt marode und nicht mehr bewohnbar ist. Dieser Eindruck ist falsch. Vielmehr hat der Gutachter des Amtsgerichts bereits festgestellt, dass das Gebäude in einem guten Zustand ist. Dies und ein zweites Gutachten, das die ehemaligen Mieter in Auftrag gegeben haben, begründen erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Abrissgenehmigung.

Der Richter, der die Räumung der Mieter verfügt hat, hat dieses Gutachten ignoriert und die vorliegende Abrissgenehmigung nicht angezweifelt. Stellt sich die Frage, in welchem Interesse das Gericht gehandelt hat. Verantwortlich für diesen Skandal ist allerdings nicht nur die Justiz, sondern auch die Stadt Köln. Denn die Verwaltung hat die Abrissgenehmigung des völlig intakten und bewohnbaren Hauses erteilt.

In den nächsten Tagen werden namhafte Kölner Architekten das Haus besichtigen und ein eigenes Urteil abgeben. Wir werden die Öffentlichkeit darüber selbstverständlich informieren.

Bleibt die Frage, in welchem Interesse die Justiz und die Stadt Köln gehandelt haben. Uns drängt sich nach Durchsicht der Gutachten jedenfalls der Eindruck auf, dass die Stadt Köln und das Gericht die Verwetungs-Interessen des Eigentümers höher bewertet haben, als den Schutz von Mietern. Die Folgen sind bekannt, billiger Wohnraum wird zerstört, um Investoren Platz zu machen, die Luxuswohnungen bauen lassen, die sie mit Profit verkaufen oder für viel Geld vermieten können. Die ärmeren Bewohner der Südstadt werden verdrängt. In den letzten Tagen haben wir von Nachbarn und Besucherinnen viele ähnliche Geschichten gehört.

Wohnraum für alle!

Info-⁠⁠ und Presse-⁠⁠Telefon: 01575-⁠⁠2085873
https://wohnraumfueralle.noblogs.org
https://twitter.com/wohnenfueralle
@wohnenfueralle
#kh14

Kartäuserwall 14 füllt sich weiter

Wir sind nicht geräumt worden – Im Gegenteil:

Der Zuspruch in dHaus-Mittwocher Nabarschaft wächst. Mehr und mehr Nachbar*innen nehmen an unseren Treffen im Haus teil und hinterlassen Solidaritäts-bekundungen an der Fassade.

Koch- und Kneipengruppen betreiben nun täglich die Bar im Erdgeschoss.

Pfarrer Mörrter aus der Lutterkirche Südtstadt und die Erwerbslosenorganisation LEO haben sich hinter die Forderungen der Besetzer*innen gestellt.

Kommt vorbei und diskutiert mit uns!